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SITTEN UND GEBRÄUCHE . 107 Frauen, mit aufgelöstem Haar, schluchzend, häufig von den Klage-
weibern
begleitet, die den Verstorbenen loben und preisen. Die
Leiche wird zunächst in die Moschee gebracht, zu deren Heiligem
man das grösste Zutrauen besitzt, und Gebete für sie gesprochen.
Nachdem man die Bahre vor das Grabmal des Heiligen gestellt
und nochmals vor ihr gesungen und gebetet hat, setzt sich der
Zug wieder in Bewegung und zwar zum Kirchhofe, wo man den
Todten so in das Grab legt, dass sein Antlitz nach Mekka schaut.
Dem Muslim eigen ist die strenge Trennung der Geschlechter selbst
im Tode; ein Familiengrab pflegt deswegen zwei gewölbte Kam-
mern
zu enthalten, eins für die Frauen, das andere für die Män-
ner
. Zwischen ihnen liegt der Eingang für die Todten, der der
leichteren Oeffnung wegen mit einer einzigen grossen Platte be-
deckt
ist. Die Kammern sind so hoch, dass sich die Todten auf-
recht
setzen können, wenn sie in der ersten Nacht nach ihrer Bei-
setzung
von den beiden Engeln Munkar und Nekîr geprüft wer-
den
(s. S. 96). Nach dem Glauben der Muslimen bleibt nämlich
die Seele noch eine Nacht bei der Leiche. Der Katafalk, von
Stein, auf mehr oder weniger verziertem Stylobat, trägt zwei auf-
rechtstehende
Säulen (schâhid) von Marmor oder anderm Stein;
auf einer von ihnen sind über dem Kopfe des Todten Korânsprüche,
Name und Alter des Verstorbenen zu lesen. Das obere Ende des
Schâhid zeigt die Kopfbekleidung (Turban) des Verstorbenen, nach
welcher dessen Stand zu bestimmen ist. Für angesehene Personen
wird über dem Grabe ein Kuppelbau, auf 4 Säulen stehend, errich-
tet
, oder die S. 38 erwähnte geschlossene Form der Schêchgräber
gewählt. An den Festtagen werden die Katafalke und die hohlen
Räume des Stylobates mit Blumen belegt. Alsdann bleiben nament-
lich
die Frauen oft Tage lang an den Gräbern mit Beten und der
Labung der Armen beschäftigt. Zu ihrer Beherbergung waren
Räumlichkeiten nothwendig, und so kam es, dass ein vollständiges
Mausoleum fast eben so bedeutende Nebenräume hat wie eine Mo-
schee
, d. h. Säle zur Aufnahme der Familienmitglieder während der
Feste, Sebîl und Schule, Ställe für Reitthiere, Wohnung für den
Verwalter etc.; ausgedehntere Anlagen dieser Art gewannen daher
fast das Aussehen einer wenig belebten Stadt. Eine solche grössere
Anlage für die Todten wird Hôsch genannt.

VII. Die arabische Sprache.

Durch das ganze Gebiet von Syrien hindurch wird heute mit ver-
schwindenden
Ausnahmen die Sprache der muslimischen Eroberer
gesprochen. Mit der grossen nationalen Erhebung der Araber, die
durch den Islâm zum Ausbruch kam, traf auch das goldene Zeit-
alter
ihrer Literatur zusammen; die damals entstandenen Gedichte
nebst einigen aus früherer Zeit und der Korân sind die classischen
Werke der arabischen Literatur. Neben der Literatursprache, zu